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Volksschule nach Katakombenlehrerin benannt

Volksschule nach Katakombenlehrerin benannt

Anfang Mai hat die Grundschule Montan in einem Festakt offiziell den Namen der Montaner Katakombenlehrerin „Mathilde ‚Jordan Tilla‘ Amplatz“ erhalten. Dies als Zeichen der Wertschätzung und Dankbarkeit der Montaner Bevölkerung, 100 Jahre nach dem Verbot der deutschen Schule durch die sogenannte „Lex Gentile“, wie Lukas Varesco, stellvertretend für den Bildungsausschuss, eingangs betonte.
Auf Initiative des Bildungsausschusses Montan, unter der Präsidentschaft von Heidi Seppi Lindner, wurde schon vor einiger Zeit die Idee aufgegriffen, der örtlichen Volksschule einen Namen zu geben. Dies geschah auch im Hinblick auf das letztjährige Gedenkjahr zu 100 Jahren Lex Gentile von 1923, durch die damals der muttersprachliche Unterricht in Südtirol verboten wurde.
Die Wahl des Bildungsausschusses fiel auf Mathilde ‚Jordan Tilla‘ Amplatz, stellvertretend für alle Frauen, die damals im Verborgenen und heimlich den Kindern Unterricht in deutscher Sprache gaben. Dies geschah unter großen Opfern.
Neben dem Lehrerkollegium, der Schulleitung, den Schulkindern und deren Eltern waren auch Vertreter der Gemeindeverwaltung bzw. des Gemeinderates sowie zahlreiche Vereinsvertreter anwesend.
Im Rahmen der Veranstaltung wurde an der Schule eine Bronzetafel von Pfarrer Michael Ennemoser gesegnet, welche die Namen der sechs Montaner Katakombenlehrerinnen – Mathilde Amplatz (Jordan Tilla), Maria Mazagg, Hella Rizzolli, Adele Nussbaumer, Gusti Rizzolli und Luise Tiefenthaler – trägt. Die Kosten für die Tafel wurden von der Montaner Gemeindeverwaltung übernommen. Bürgermeisterin Monika Delvai Hilber bedankte sich für die Initiative zur Benennung der Grundschule und bezeichnete es als historischen Moment. Sie erinnerte an den mutigen Einsatz der Lehrerinnen, die die deutsche Sprache im Geheimunterricht weiterhin unterrichteten. Auch Judith Bacher, Schulführungskraft des Schulsprengels Auer, bedankte sich für die Initiative und betonte, dass die Bildungseinrichtung sehr darauf bedacht ist, die deutsche Sprache zu fördern. In diesem Sinne sei es wichtig, sich an jene Lehrpersonen zu erinnern, die auch in schwierigen Zeiten den Deutschunterricht ermöglicht haben.
Die Festrede wurde von Dr. Norbert Sparer aus St. Pauls gehalten. Er ging auf die damaligen leidvollen Geschehnisse ein, insbesondere auf den Lebenslauf von „Mathilde Amplatz“. Amplatz hatte bereits im Oktober 1923 sporadisch auf Anfrage verschiedener Eltern damit begonnen, Kinder in der deutschen Sprache zu unterweisen. Im August 1925 war sie eine der ersten, die an einem geheimen Ausbildungskurs für Notschullehrerinnen im Palais Toggenburg in Bozen teilnahm.
Die faschistischen Behörden deckten bald ihre Tätigkeit auf, Carabinieri drohten ihr mit Inhaftierung, weshalb der Unterrichtsort ständig gewechselt werden musste. Sie nutzte spitzfindig alle gesetzlichen Möglichkeiten, um den Unterricht für die deutschen Kinder in Montan aufrechtzuerhalten. Sie unterrichtete jährlich bis zum Jahr 1940 jeweils 70-80 Kinder und Erwachsene. Die Schulkinder der Grundschule Montan begleiteten die Feier musikalisch, welches sie eigens für die Feier einstudiert hatten.

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